Abbaye de Fontevraud (Pays de la Loire)
Die Abtei Fontevraud wurde im Jahre 1101 vom bretonischen Eremiten und Mönch, Robert von Arbrissel, gegründet. Gleichzeitig gründete er den Orden von Fontevraud mit einem gemischten Kloster: eins für Frauen und eins für Männer, die voneinander getrennt waren.
Im Jahre 1096 erhielt Robert von Arbrissel vom Papst Urban II den Auftrag, diese Gemeinschaft zu gründen, die einen gewaltigen Zulauf aus verschiedenen Volksschichten erhielt. Aber die Tatsache, dass er zunächst ein gemischtes Kloster gründete und als Askese und Abstinenzler im selben Raum der Frauen schlief, löste in der religieusen Hierarchie einen riesen Skandal auf.
Schließlich verpflichtete sich Robert von Arbrissel, ein Kloster zu gründen, in dem keine Verbindung zwischen Mönch und Nonne möglich war. Seine Anhänger wurden in vier Klöstern aufgeteilt, drei waren für die Nonnen und eins für die Mönche bestimmt:
le Grand-Moûtier
le Prieuré Saint-Lazare
le Couvent de La Madeleine
le Saint-Jean-de-l'Habit
von denen die beiden ersten heute noch bestehen, das dritte wurde beschädigt und wieder aufgebaut, und das vierte ganz und gar zerstört.
Auf Wunsch von Robert von Arbrissel waren die Frauen und Männer stets Äbtissen untergeordnet. 700 Jahre lang wurde der Orden Fontevraud von 36 Äbtissinnen aus adeligen oder königlichen Familien geleitet.
Die Abteikirche wurde zwischen 1105 und 1165 gebaut. Sie beherbergt vier Grabplastiken aus dem Königshaus der Plantagenet, Heinrich II. von England und seine Frau Eleonore von Aquitanien, ihr Sohn, Richard Löwenherz, und Isabella von Angoulême, Gemahlin ihres jüngsten Sohns, Johann Ohneland.
Die während der Kreuzzüge erworbenen romanischen Küchen mit ihren Rauchabzügen und schuppenartigen Wänden sind sehr beeindruckend. Sie dienten ebenfalls als Räucherofen zum Konservieren von Fischen, eine der Hauptnahrung der Ordensschwestern.
Das Kloster wurde durch die französische Revolution im Jahre 1804 aufgelöst und unter Napoléon I. zu einem Gefängnis umgebaut. Die ersten Häftlinge kamen 1814 in die Strafvollzugsanstalt. Sie wurden in den Schlosserwerkstätten, Webstätten, Neubespannung von Stühlen usw. angestellt. Dieses Gefängnis war eines der schlimmsten in Frankreich.
Der Roman „das Wunder der Rose“, der im Jahre 1946 erschien, war der Beginn des Schriftstellers, Dichters und Bühnenschriftsteller, Jean Genet. Seine Einleitung gibt die Eindrücke wieder, die er bei Betreten der Strafanstalt empfand : „Von allen Strafvollzugsanstalten Frankreichs ist Fontevraud die beunruhigendste. Sie hat mir den schlimmsten Eindruck von Verzweifelung und Trostlosigkeit vermittelt, und ich weiß, das die Häftlinge, die in anderen Gefängnissen waren, schon beim Hören des Namens eine innere Erregtheit und den gleichen Schmerz empfanden.
Man kann die Periode zur Zeit des Gefängnisses in den Archiven und Erlebnisberichten der Häftlinge in den früheren Besuchszimmern einsehen.
Nachdem die Abtei seit dem XIX. Jahrhundert unter Denkmalschutz steht, wurden verschiedene Erneuerungsarbeiten begonnen und noch heute weitergeführt. Seit dem Jahr 2000 ist die Abtei Fontevraud Teil des Unesco- Weltkulturerbes.
Die Abtei war eine Klosterstadt und danach eine Gefängnisstadt, heute ist daraus eine zeitgenössische Stadt geworden mit u.a. künstlerischen Aktivitäten wie zum Beispiel das Kunstwerk von Claude Lévêque, „Mort en été“, im großen Schlafsaal.